Sonntag, 6. Mai 2012

Am anderen Ende der Welt

Heute mal ein etwas längerer Post, aber es lohnt sich auf jeden Fall ihn durchzulesen:

Mittlerweile ist ein Vierteljahr vergangen, seit wir am 04. Februar unsere große Reise
angetreten haben. Bei unserem letzten Beitrag haben wir uns noch in Alice Springs, im Outback von Australien befunden. Mittlerweile sind wir zu dritt unterwegs in Neuseeland.
Aber eins nach dem anderen...

Wir starteten am 20.04. unser Abenteuer in den Outback. Unser groß angekündigtes Auto: Ein Hyundai I20, wahrscheinlich das Kleinste was der Kleinwagenmarkt zu bieten hat. Natürlich war (!) dieser weiß, niegelnagelneu (1000km runter) und in einem einwandfreien Zustand. Mit jeder Menge Proviant ging es dann auf den Stuart Highway Richtung Uluru (Ayers Rock). Neben einigen Reptilien und Kamelen befindet sich außer dieser Straße im Umkreis von 1500 Kilometern quasi nichts außer roter Wüste. Nach der endlos langen monotonen aber dennoch geilen Fahrt kamen wir am roten großen Stein, dem Uluru, an. Wieder einmal stellten wir fest, was es ausmacht solche Dinge selber zu erleben/zu sehen. Einfach nur beeindruckend!

Für den Abend hatten wir uns Swags ausgeliehen, in welchen wir eigentlich übernachten wollten. Am besten beschreibt man einen Swag via Google. Aus survivaltechnischen Gründen haben wir uns aber entschloßen in unserer Karre zu pennen. Hier machten sich die 20 Dollar, welche wir bei einem größeren Auto mehr bezahlt hätten, bemerkbar! :-)
Abgesehen von den Nächten war es aber wirklich ein geiler Trip! Neben dem Uluru (und unendlich vielen Fliegen), wanderten wir zwischen Kata Tjuta und bestiegen den Kings Canyon, welchen wir trotz extremen Wetterbedingungen, aber dank unserer exzellenten Survival-Erfahrung sicher wieder abstiegen. Den Outback verließen wir im strömenden Regen und mit einer nun roten Karre.



Von Alice Spring ging es dann mit dem Flugzeug nach Adelaide, wo wir u.a. einen Tag im Cleland-Wildlife-Park verbrachten um dort mit ein paar Kängurus zuspielen. Neben vielen schönen Eindrücken der Stadt, zeigte sich auch wiedereinmal die Freundlichkeit der Australier. Als wir gerade an der Tankstelle nach einem nahegelegenen Supermarkt fragten, bot uns eine Frau an uns mitzunehmen, sie müsse eh in die gleiche Richtung. Außerdem schauten wir uns noch das Museum an und nahmen von hier den Nachtbus nach Melbourne. Da in der gleichen Nacht das Championsleague-Halbfinal-Rückspiel stattfand, schauten wir uns um 4 Uhr nachts via Webstick im Bus irgendwo im Nirgendwo das Spiel an. Schließlich will man ja auf nichts verzichten! ;-)

Am 28.04. nahmen wir den Flieger von Melbourne aus nach Auckland und somit war das Abenteuer Australien für uns beendet. Mit vielen gesammelten Erfahrungen, schönen Erinnerungen und braungebrannt verließen wir den Kontinent. Gespannt auf den Inselstaat Neuseeland mit all den schönen Landschaften saßen wir fast alleine, Flugbegleiter ausgeschlossen, im Flieger Richtung Auckland...Wie wir später erfahren mussten, könnte dies seine Gründe gehabt haben. Wer glaubt, dass Australien
teuer ist, kennt die Preise in Neuseeland nicht! Was solls, Kreditrahmen erweitern, freundlich grinsen, Reise genießen und zu Hause wartet die Privatinsolvenz. So schlimm ist es zum Glück nicht, aber auf die 200g Pistazien für 10 Neuseeland-Dollar sollte man dann doch verzichten können. Naja, nachdem wir nach ca 3 Stunden Flug in Auckland landeten machten wir uns auf den Weg in die City um dort ein günstiges Hostel aufzusuchen. Bei den erwähnten Preisen muss dann halt auch mal auf Tageslicht und frische Luft verzichtet werden, um im 4 Stock in einem 10m² Zimmer zu 4 schlafen zu dürfen. Jaja, das schwere Backpacker-Leben. :)

Freudig erwarteten wir am nächsten Tag Besuch aus der Heimat. Christoph würde ab heute (29.04) die Insel mit uns erkunden und uns einen Teil unserer Reise begleiten. Mal wieder ein bekanntes Gesicht und vielleicht ein paar Neuigkeiten aus Deutschland hatten wir uns erhofft. Doch als er uns aus dem Bus entgegen wankte und wir in sein Gesicht sahen wussten wir, dass zumindestens an diesem Tag nicht mit Neuigkeiten von Ihm zu rechnen war. Das sein Gesicht von der 32 stündigen Reise (davon
26 Stunden Flug) gezeichnet war, wäre völlig untertrieben gewesen. Leuchtend rote Augen, ein kreideweißes Gesicht und Augenringe bis auf Bauchnabelhöhe machten uns ein bisschen Angst, doch als er zumindestens grinsen konnte, wussten wir, dass er es auf jeden Fall bis ins Hostel schaffen würde, wo er jedoch in ein 13-stündiges Koma fiel. Ein wenig ausgeruht, freuten wir uns am nächsten Tag unser Heim für die nächsten 3 Wochen abzuholen. Einen Campervan, mit dem wir uns auch direkt am selben Tag in Richtung Hot Water Beach auf den Weg machten. Wie der Name verrät wird ein Stück des Strandes durch unterirdische Lavaströme auf Badewannentemperatur erwärmt.
Nach einem Schlafplatz für die Nacht suchend, fragten wir ein jüngeres deutsches Pärchen, ob sie da einen Tipp für uns hätten. Sehr freundlich gaben Sie uns Auskunft und erklärten uns den Weg zum Cooks Beach, wo sie nach eigenen Angaben nie Probleme, bezüglich der Anwohner oder Ranger, bei der Übernachtung gehabt haben. Gutgläubig stellten wir uns auf die beschriebene Stelle und freuten uns auf die erste Nacht in unserem fahrenden Heim. Auch die Tippgeber kamen später zum Cooks Beach und somit waren wir beruhigt, dass wir mit keinem Ärger rechnen sollten...

6:27 Uhr am nächsten Morgen: Es kloppft an unseren Van und fast ohne Kommentar wird ein Zettel durch das Fenster gereicht. Dieses Din-A5 Blatt war 200 NZD wert und zwar für den District Thames. Aufgrund von Wildcampen sollte unsere Urlaubskasse um 200 NZD erleichtert werden und das Abenteuer hatte noch nicht einmal begonnen. Bei Tageslicht mussten wir jedoch einsehen, dass wir vor einem Schild standen, welches erklärt, dass Wildcampen dort verboten ist und mit welchen Konsequenzen gerechnet werden müsste. Dies war auch noch in so vielen Sprachen und in einer solchen Größe geschrieben, dass man es eigentlich nicht übersehen konnte. Das dort nichts in Blindenschrift geschrieben stand, war alles. Auf die Deutschen kann man sich halt verlassen... Als uns dann auch noch auffiel, dass diese Strafe nur in Bar oder per Überweisung zu zahlen ist und wir dadurch einen Umweg über das District-Büro von Thames machen mussten, war der Start perfekt. Gar nicht mehr an Besserung unseres Bildes von Neuseelands und an eine Abwendung dieser Strafe denkend, erreichten wir das Büro und waren bereit diese horrende Strafe zu zahlen; was blieb uns anderes übrig. Als wir die zuständigen Damen auf unsere Tat ansprachen, wurden wir gefragt, ob wir wirklich zahlen wollten. Uns wurde angeboten eine Begründung für unser unmögliches Verhalten zu formulieren. In einem unglaublichen geistigen Fluß verfasste André ein Schreiben, dass wir leider aufgrund der fiesen Dunkelheit, eines extremen Jetlags und unglaublicher Erschöpfung nicht fähig waren weiterzufahren und wir das 4m² Schild übersahen. Zum Abschluss schrieb er: "We are really sorry for this and we promise that it will never happen again".

Rotorua, so hieß unser nächstes Ziel. Ein schönes Dorf, zentral auf der nördlichen Insel Neuseelands gelegen, lockte uns vor allem durch die Erfinder des Zorbings und die Geysire. Kaum in der Stadt angekommen erblickten wir schon die Zorbing-Strecke. Zur Erklärung: Zorbing ist ein Funsport in dem man in einem Plastikball, der mit Luft und Wasser gefüllt ist, einen Berg runterrollt (Hier ein Video, welches wir bei Youtube gefunden haben: Klick mich!).
Ergebnis: Blaue Flecken am ganzen Körper verteilt und kurzzeitige Orientierungslosigkeit. Aber hauptsächlich waren wir vom Adrenalin benebelt und hatten Spaß ohne Ende! Zu den Geysiren gibt es nicht so viel tolles zu berichten... Nachdem wir feststellten, dass wir auch hier 50 NZD pro Person hätten latzen müssen, lediglich um uns ein von der Natur gegebenes Ereignis zu bestaunen, lehnten wir dies ab. Somit mussten wir uns mit der Backpacker-Variante zufrieden geben und guckten uns im Stadtpark ca. 2m tiefe, mit Wasser gefüllte und blubbernde Löcher an. Im Prinzip die gleiche Systematik wie die eines Geysires, nur ohne 30m Wasserfontäne und, für uns wichtig, mit kostenfreiem Eintritt.

Nächste Station: Waitomo Caves. Ebenfalls ein von der Natur gegebenes Ereignis und ebenfalls wieder 50 NZD pro Person Eintritt wurden veranschlagt. Diesmal dachten wir uns: "Wir sind nur einmal hier" und zahlten mit einem freundlichen Grinsen im Gesicht. Im Endeffekt hatten wir eine wunderschöne Höhle mit vielen kleinen Glühwürmchen gesehen. Viele bekannte Chöre hatten aufgrund der atemberaubenden Akustik dort Lieder aufgenommen. Auch die Informationen über Glühwürmchen waren sehr interessant und haben unser Wissen erweitert...

Am gleichen Tag fuhren wir zum Tongariro National Park. Diese Kulisse ist den meisten vielleicht aus "Der Herr der Ringe" bekannt. Wir haben "Mount Doom" (aus "Der Herr der Ringe, Mordor") sogar fast bestiegen. Wir haben an dem 19,4 Km langen Alpine Crossing teilgenommen und diesmal waren sogar der 5 Stunden Lauf und die dazugehörigen Schmerzen umsonst! "Mount Doom" selber durfte nicht bestiegen werden und somit führte die Route an diesem Berg vorbei und den Abstieg nahmen wir über einen Anderen. Der Weg führte an mehreren Gebirgsseen vorbei und der Blick vom höchsten Punkt aus (1900m über dem Meeresspiegel), war einfach atemberaubend und wirkte endlos.
Mit schmerzenden Gliedmaßen und völlig übermüdet machten wir uns am selben Abend noch auf in Richtung Wellington. In dem Wissen dieses Stück nicht mehr schaffen zu würden hielten wir in Whanganui für die Nacht. Am nächsten Tag sollten wir Wellington erreichen und nachdem wir die Dinge wie Einkaufen und Haare schneiden erledigt hatten, suchten wir uns einen Schlafplatz, welcher nicht allzu weit vom dort beheimateten Rugby Stadion (Westpac Stadium) entfernt sein sollte, da wir am selben Abend noch das Neuseeländische Derby der Wellington Hurricanes gegen die Auckland Blues sehen wollten. Direkt vor dem Stadion, lediglich durch Bahngleise davon getrennt, erblickten wir ein paar Parkplätze und waren uns sicher jetzt mindestens 20 NZD loszuwerden. Nach einem Gespräch mit einem Kontrolleur waren wir völlig perplex. Aufgrund der Tatsache, dass Freitag Nachmittag war und das Wochenende bevor stand, mussten wir lediglich 1,50 NZD für den restlichen Freitag zahlen und durften sogar dort schlafen. Mit viel Spaß und Enthusiamsmus sahen wir dann wie die im Schnitt 2m großen und muskelbepackten Maories aus vollem Lauf gegeneinander rasten und um den Ball kämpften. Am nächsten Tag machten wir uns nach der 4,5 stündigen Überfahrt zur Südinsel in Richtung Berge auf. Hier befinden wir uns nun vor dem Franz-Josef-Gletscher und berichten euch detailiert - wie nie zuvor - von unseren Erlebnissen! Die letzten Bilder von Australien und die neuen aus Neuseeland werden wir sobald wie möglich hochladen! ;-)

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